Heißer Oster-Beat – Chase & Status und ihr Album No More Idols


Heute ist Ostersonntag, da kann man in die Kirche gehen oder einfach nur ausschlafen. Man kann aber auch gerade von der nächtlichen Party nach hause kommen und ist noch  nicht so ganz runter gekommen. Und möchte das eigentlich auch gar nicht. Da haben wir einen Tipp: Einfach die neue Scheibe von Chase & Staturs auflegen. Da schläfts Du garantiert nicht ein. Rauf auf die Veranda oder in den Hinterhof und weiter tanzen. Lass die anderen man ihre Eier suchen. Natürlich kann man sich das Teil auch an jedem anderen Tag des Jahres reinziehen….
Chase & Status sind längst kein unbeschriebenes Blatt mehr: Als Produzenten-Dreamteam, Songschreiber-Crew, DJs und Live-Act mit massivem Bassdruck und Party-Garantie haben Saul „Chase“ Milton und Will „Status“ Kennard sich in den letzten paar Jahren mit ihrem zwischen Drum & Bass, Dubstep und Electronica angesiedelten Sound einen festen Platz in der UK-Szene und darüber hinaus gesichert. Nachdem die zwei bereits mit ihrem Debütalbum „More Than Alot“ (2008) für Furore gesorgt hatten, stahlen sie zuletzt sogar in Glastonbury oder auch beim Bestival den anderen Acts die Show und spielten letztes Jahr ein ausverkauftes Konzert nach dem anderen. Zwischendurch erledigten sie auch noch Remix-Aufträge für Jay-Z, The Prodigy oder auch Gitarrenrocker wie White Lies.
All das ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs: Seit der Veröffentlichung ihres Debüts haben Chase & Status allein drei durch die Bank ausverkaufte UK-Tourneen absolviert; und dann wäre da noch das Tempo, das sie an den Tag legen: ihre allererste Live-Show spielten sie beim Big Weekend 2009 (von Radio 1), um schon wenig später als Headliner beim Warriors Dance Festival vor 64.000 Leuten auf der Bühne zu stehen. Größer kann eine Live-Karriere kaum beginnen.
Dieses Jahr kommt nun das Update zum knallharten und doch eingängigen Sound von „More Than Alot“: Ihr zweiter Longplayer „No More Idols“, der am 29.04.2011 in Deutschland veröffentlicht wird, ist wiederum ist ein Biest von einem Album geworden, das sich in keine Genreschublade zwängen lässt: Breakbeats, Drum & Bass, Grime, Dubstep – keine Spielart darf fehlen, wenn es darum geht, den klanglichen Teppich für die diversen hochkarätigen Albumgäste auszurollen. Anders gesagt: Die beiden machen da weiter, wo sie aufgehört haben, und sorgen dafür, dass die Spuren, die ihr Debüt hinterlassen hat, jetzt noch viel, viel tiefer werden.
„Unser letztes Album war ein buntes Sammelsurium aus ganz unterschiedlichen Gesangsgästen und Styles“, meint Saul. „Wir fanden das super, dass so viele unterschiedliche Stücke auf der Platte vertreten waren. ‘No More Idols’ funktioniert genauso, nur drehen wir noch etwas krasser auf.“
Will man die Grundlagen dieses eklektischen, ja fast schon schizophrenen Sounds ergründen, muss man sich in die Anfangstage des Duos zurückbegeben:
Nachdem sie sich 1999 über gemeinsame Freunde kennen gelernt hatten, schweißte der geteilte Hang zu Jungle, Breakbeats, Garage und Dance-Musik aus UK ganz allgemein Saul und Will schon bald zusammen. Fünf Jahre später gaben sie auch schon den Ton in Sachen Clubsound an, zunächst als DJs und wenig später auch als gestandene Musiker und Produzenten.
Los ging’s mit Remixes von „düsteren, technolastigen Tracks“, wie sie sagen, Tracks von Künstlern, mit denen sie sich ein Studio teilten, bevor sie vom renommierten D&B-Label Renegade Hardware unter Vertrag genommen wurden. Parallel dazu brachen sie durchaus auch mal in Richtung Soul auf und kreierten geeignete Klangteppiche für befreundete MCs und das eher im Mainstream verankerte Label Bingo. „Wir standen halt auf alles Mögliche“, so Will. „Drum & Bass-Sachen, die wirklich fiesen Grime-Sachen, aber auch Dance-Stücke, die voll in die Beine gehen. Zu der Zeit hatte niemand außer uns eine derartige Mischung am Start.“
2006 machten sie dann einen gewaltigen Satz nach vorn, als Chase & Status bei Andy Cs Label RAM unterzeichneten, was ihnen im Handumdrehen den ersten Airplay-Hit bescheren sollte: „Come Back“ – ein Track von der EP „The Druids“ – ging bei Radio 1 auf Heavy Rotation. Doch sollte ihr Durchbruch da so oder so nicht mehr lange auf sich warten lassen, schließlich hatten Will und Saul schon mit der Arbeit an ihrem Debütalbum „More Than Alot“ begonnen.

Chase And Status – Against All Odds
Als Gäste waren in diesem Fall der damals gerade richtig durchstartende Rapper/Sänger Plan B und Rapper Kano, deren eingängiger Flow perfekt zum Sound des Londoner Duos passte.
„Plan B haben wir kennen gelernt, nachdem wir ein Remix für ihn angefertigt hatten“, berichtet Will. „Die Arbeit mit ihm lief richtig rund – die Single, ‘Pieces’, klang einfach wahnsinnig gut. Kanos Track ‘Against All Odds’ hingegen war eine waschechte HipHop-Nummer; dadurch sind ganz viele Leute aus dem Mainstream auf unseren Sound aufmerksam geworden. Insgesamt haben wir mit ‘More Than Alot’ im Jahr 2009 nach und nach immer mehr Leute erreicht – es war wie so ein schwelender Flächenbrand, der sich ganz langsam aber stetig ausbreitet.“
Danach gab es kein Halten mehr, denn spätestens jetzt schauten alle ganz genau hin, was diese zwei Producer aus London da eigentlich anstellten: Zunächst sammelten Chase & Status einen Q-Award in der Kategorie „Best Video“ ein; dann gründeten sie ihr eigenes Label MTA (was ebenfalls für „More Than Alot“ steht), auf dem sie das gefeierte Newcomer-Duo Nero unter Vertrag nahmen. Und dann kam der Anruf: ein Jahr nach der Veröffentlichung ihres Debütalbums wurden sie gebeten, als Produzenten und Co-Autoren ein paar Tracks zu Rihannas viertem Album „Rated R“ (2009) beizusteuern. Was ja bekanntlich eine ganz andere Liga ist…
Während das Album der Pop-Queen aus Barbados sich dann in den internationalen Charts festsetzte, setzten Chase & Status nun alles daran, ihren so oder so schon fetten Live-Sound noch satter und druckvoller zu machen: Zu Gitarren, Synthesizern und rappenden Gästen holten sie nun z.B. auch die Schlagzeuglegende Andy Gangadeen ins Boot. Eine Rechnung, die definitiv aufging: Binnen kürzester Zeit zählten sie zu den heißesten Live-Acts in UK; ihnen wurden jetzt etliche Headliner-Slots angeboten, und ihr Auftritt als Headliner auf der Dance-Bühne vom Glastonbury Festival 2010 war nur einer von zahlreichen Höhepunkten des Jahres.
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Danach sollte endlich die Arbeit am zweiten Album beginnen, doch stellte sich das zunächst als gar nicht so einfach heraus. Nachdem sie zuletzt astreine Pop-Tracks für eine der größten Sängerinnen unserer Zeit geschrieben hatten, mussten Will und Saul nun erst mal wieder umdenken und umschalten. Sie mussten buchstäblich wieder in „den richtigen Groove“ kommen, in diejenige kreative Stimmung, in der sie auch ihren Erstling geschrieben und aufgenommen hatten.
„Wir wollten einfach mehr, wollten unsere Palette noch ein Stück vergrößern“, so Saul. „Anfangs waren wir so drauf, dass wir irgendwie nur noch dreiminütige Pophäppchen schreiben konnten, aber schließlich ist es uns doch noch gelungen, diese Routine zu durchbrechen. Als die Instrumental-Tracks dann standen, hatten wir eine ganze Reihe von Leuten auf dem Zettel, mit denen wir gerne arbeiten wollten. Natürlich hätten wir auch Rihanna oder Jay-Z fragen können, aber uns war wichtig, dass wir die besten Leute aus der aktuellen britischen Musiklandschaft an Bord haben – besonders die ganz, ganz jungen Leute, die momentan im Untergrund für Furore sorgen. Und siehe da: Jeder einzelne von dieser Liste hat sofort zugesagt.“
Mit einer Gästeliste, auf der unter anderem Dizzee Rascal („Heavy“), die White Lies („Embrace“), Tinie Tempah („Hitz“) und ihr alter Aufnahme-Buddy Plan B („End Credits“) stehen, ist „No More Idols“ wieder einmal kein Album für Puristen – die klangliche Palette reicht von Old-School-Rave-Einschlag („Blind Faith“) über Drum & Bass bis zu heftigen Gitarrenriffs, die man wohl schon unter Punk einordnen muss. Der Track „Hypest Hype“ feat. Tempa T, der schon im Vorfeld als Free Download erhältlich war, hat die britische Radiomoderatorin Fearne Cotton „mit seinen ratternden Beats und der bissigen Gitarre“ sogar dermaßen eingeschüchtert, dass sie die Band „ab dem Moment einfach lieben musste“. Im Fall von „Brixton Briefcase“ taucht dann doch noch ein Albumgast auf, der nicht aus Großbritannien stammt: Cee-Lo Green.
„Wir sind schon seit einer Ewigkeit die größten Fans von ihm“, sagt Saul. „Seine Stimme ist einfach der Wahnsinn, keine Frage; aber auf dem Album präsentieren wir auch die ganzen großartigen Newcomer wie Maverick Sabre, Tempa T, Liam Bailey oder zum Beispiel auch Clare Maguire. Genau genommen haben wir es dieses Mal geschafft, mit all den Leuten zu arbeiten, auf die wir momentan abgehen. Zwischendurch war das alles ziemlich stressig, und wir waren ganz schön paranoid, aber jetzt ist alles im Kasten und wir können es kaum abwarten, dass die Leute endlich die neuen Tracks zu hören bekommen. ‘No More Idols’ soll endlich vom Stapel laufen!“
In ihrer Heimat ist der Longplayer schon seit ein paar Wochen erhältlich – und die Reaktionen sind eindeutig: Während die Single „Blind Faith“ feat. Liam Bailey sofort auf Platz #5 der Charts ging, erreichte die LP nach nur einer Woche Goldstatus, ging auf Anhieb auf Platz #2 in den regulären UK-Charts und erntete jede Menge Lob von Seiten der Kritiker und Fans: Während „No More Idols“ quasi durch die Bank mit vier Sternen ausgezeichnet wurde (u. a. von The Sun, The Sunday Times, Daily Telegraph, Q Magazine etc.), überschlugen sich die britischen Journalisten förmlich, um das eklektische Monstrum zu beschreiben: von „Britain’s bestest beatmakers“ war da die Rede, vom „spirit of a nineties rave“, von „polished songwriting“, „rave-rock“ und dann sogar dem „spirit of punk“, während sich alle auf Drum & Bass als Konstante einigen können. Fest steht: Die zweite Platte der Londoner Beatschmiede hat jetzt schon ein paar Kinnladen ausgehebelt.
http://www.chaseandstatus.co.uk/
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Patricia Dietz

Post Author: MMagazin

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