Ganz schön Depri: Kammerflimmer Kollektief


Ende des Monats kommt das Album TEUFELSKAMIN des Kammerflimmer Kollektief in die Läden. Klar haben wir den ganzen Kram schonmal vorgehört und die Musik, die diese Band macht, ist mit Sicherheit nicht jedenmanns Geschmack. Dagegen ist die CD, die wir heute morgen im Musik-Magazin Blog vorgestellt haben, Karnevalsmusik 😉

Das Kammerflimmer Kollektief balanciert seit Jahren geschickt auf der Mauer, die Betonköpfe zwischen Blues und Jazz gezogen haben, hin und her, und macht, als wäre das nicht Kunst genug, komplexe Saltos dabei.
Auf “Teufelskamin” aber kommt, stärker denn je, – und nicht etwa nur als Zitat – der Rock hinzu, der Pop, sein kleiner Cousin, gleichfalls. Und beide werden ausgelotet in jede Richtung, ausgeräuchert, genau seziert, und alles, was man brauchen kann, das nimmt das Kammerflimmer Kollektief mit hinein in seinen Topf, der im Teufelskamin am Seil hängt.
Was erzeugt Heimeligkeit in einer verschneiten, menschenleeren Landschaft? Das Haus am Horizont, aus dessen Schornstein eine Rauchfahne aufsteigt. Dort gibt es warme Suppe, man ist gerettet. Wie holt man Leute aus einem Haus? Man verstopft den Schornstein des Kamins. Man räuchert sie aus, wir alle haben die Western gesehen. Und wer fällt in den Kamin, wenn alles schön ist und niemand böse? Na, der Weihnachtsmann mit seinem dicken Hintern selbstverständlich.
Es ist der Herd des Teufels, über den wir reden, wenn wir über “Teufelskamin” reden. Es ist jener, der die Hölle wärmt, sie heimelig macht, durch den der Weihnachtsmann allerdings nie hereinkommt und dessen Abzug niemand abdecken würde. Der Teufelskamin wird vom Teufel benutzt. Einzig und allein.
Der “Teufelskamin” des Kammerflimmer Kollektiefs wärmt uns, indem er uns auf der Gitarre mitnimmt in die Black Mountains. Der Standbass ist gewohnt weich, doch absolut entschieden gezupft und ordnet die Ausbrüche. Das Harmonium füllt die Lücken, die die Gitarre lässt, zwingt ihr allerdings auch welche auf. Die Stimme Heike Aumüllers ist für die Band dabei ein weiteres Instrument, das die Stimmung verstärkt, die Texte stehen nicht im Vordergrund, dennoch, Obacht, entstehen hier Songs, nicht Tracks.
Das Kammerflimmer Kollektief erzeugt auf “Teufelskamin” Musik von kalter klarer Schönheit, der man sich nicht entziehen kann, und deren eigentümliche Schönheit einem ans Herz wächst. Man wärmt die Musik mit sich, wird selber der Kamin, der diesen Pop – und es ist Pop! – glühend schwingen lässt in sich.
Nun ist man ja immer der Resonanzboden für Musik, nur ist man es selten bewusst, wird man doch oft so übergossen von Effekten, dass man die Struktur eines Songs gar nicht mehr erfassen kann. Hier ist es anders. Das Kammerflimmer Kollektief fordert, es fordert Hinhören – und belohnt dafür. Will man mehr? Kann man mehr bekommen?
http://www.kammerflimmer.com/
Video mit Kammerflimmer Kollektief aus 2007

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Post Author: MMagazin

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