Makellos und einfallsreich – Jack Savoretti – neues Album Harder Than Easy


Über mangelnde Ideen und Talente kann sich der britische Sänger und Songschreiber Jack Savoretti wirklich nicht beklagen. Er schreibt makellose Texte, deren Wahrheiten unter die Haut gehen, spielt einfalls- und abwechslungsreich Gitarre, hat eine überaus sympathische, einnehmende Stimme und ein geniales Händchen für Melodien und Balladen, die viel von der Aufbruchsstimmung der New Yorker Greenwich-Village-Szene der frühen 1960er Jahre in sich tragen.
Grafik: India Media / Rough Trade
Mit der längst überfälligen Veröffentlichung seines zweiten Albums, „Harder Than Easy“, einer beeindruckenden Kollektion poetischer Storyteller-Songs, von denen gleich vier in der US-Serie „Grey’s Anatomy“ zu hören waren, kann man Jack Savoretti nun endlich auch hierzulande kennen lernen.
Von der hinreißenden Folkhymne „Map Of The World“ bis zur munteren Bluegrass-Nummer „Patriot“, von der flotten Country-Adaption „Lost America“ bis zum zarten, von Cello und Akustikgitarre getragenen Titelsong, einem bezaubernden Duett mit der Sängerin Lucy Styles, erweist sich der 25-jährige Engländer als vielseitiger Songwriter, der sich sowohl mit britischem Folk als auch mit klassischer „Americana“ bestens auskennt. Songs wie das melancholische „Mother“ und das mit seiner unverstellten Emotionalität fesselnde „Wonder“ erinnern mit ihren bodenständigen Folkrock-Arrangements an den frühen Jackson Browne. Im nostalgischen „Songs From Different Times“ und dem wehmütigen, langsamen Walzer „Russian Roulette“ mag man die karge Stimmung von Bruce Springsteens „Nebraska“ und im ! drängenden „Breaking News“ den Einfluss von Bob Dylan und Neil Young entdecken. Aber bei allen unüberhörbaren US-amerikanischen Inspirationen, bleibt Jack Savorettis Blick über den großen Teich doch durch und durch britisch. Damit steht er auch in der Tradition eines seiner größten Helden, des unvergessenen Nick Drake, dessen Klassiker „Northern Sky“ er hier mit Bravour und Respekt interpretiert. Tatsächlich gibt es in UK nur wenige Musiker, die so perfekt Brücken zwischen amerikanischer und englischer Singer/Songwriter-Kunst zu schlagen verstehen, wie Jack Savoretti.
Die Aufnahmen für „Harder Than Easy“ entstanden in Los Angeles im legendären Studio von Jackson Browne mit Unterstützung von Mitgliedern der Tom Waits Band (Larry Taylor, Steve Hodges), der Counting Crows und Camper Van Beethoven (Charlie Gillingham, David Immergluck) sowie James Morrison’s Band, The Suppliers. Für den kristallklaren Mix zeichnete der Grammy-Gewinner Jack Joseph Puig verantwortlich, der schon für U2, Snow Patrol, John Mayer und Klaxons brillante Arbeiten abgeliefert hat.
Jack Savoretti hat sowohl englische als auch italienische Wurzeln. Zunächst aufgewachsen in London, lebte er später in der Schweiz, in Lugano nahe der italienischen Grenze. Hier besuchte er eine amerikanische Schule, auf der er sich einen charakteristischen Akzent aneignete, den er selbstironisch sein „transatlantisches Murmeln“ nennt. Als Teenager beschäftigte er sich intensiv mit Lyrik und Poesie. Er schrieb Gedichte, die er auch öffentlich vortrug. Songs verfasste er jedoch erst, nachdem ihm seine Mutter eine Gitarre geschenkt hatte. Da war er bereits 16 Jahre alt. Völlig verblüfft stellte er fest, dass ihm plötzlich weitaus mehr Leute zuhörten, wenn er seine Gedichte zur Gitarre vortrug, als zuvor bei seinen Lesungen. Nach dieser einschneidenden Erfahrung komponierte er beinahe täglich einen oder zwei neue Songs.
In Großbritanniens junger innovativer Folkszene mit Acts wie Mumford & Sons, Laura Marling, Noah & The Whale und Stornoway fand auch Jack Savoretti mit seinen berührenden, Seelenlandschaften und Gefühlswelten auslotenden Songs und seiner faszinierenden, fragilen, gleichwohl kraftvollen von Soul, Blues und Rock geprägten Stimme viel Zuspruch. Nach der Zusammenarbeit mit der Sängerin Shelly Poole an ihrem Album „Hard Times For A Dreamer“, veröffentlichte der junge Singer/Songwriter im Herbst 2006 seine erste Single, „Without“.
2007 erschien auf De Angelis Records Jack Savorettis Debütalbum „Between The Minds“, das in Großbritannien mit Begeisterung aufgenommen wurde, von diversen Radiostationen, darunter BBC Radio 2, zum Album der Woche gekürt wurde und Platz fünf der Indie-Charts erreichte. Wochenlang standen die drei Singlea! uskopplungen auf den Playlists nationaler wie privater Sender. Auch Hollywood entdeckte Jacks Qualitäten als Songschreiber und übernahm seine Lieder für Serien wie „One Tree Hill“ und Filme wie „The Sisterhood Of The Travelling Pants II“ und „The Cleaner“. Für die Komödie „Post Grad“, in der auch Musik von Lilly Allen und The Kooks zu hören ist, komponierte er mit „One Day“ sogar exklusiv einen Song.
Seit seinem Debütalbum steht Jack Savoretti fast pausenlos auf der Bühne. In Großbritannien hat er mehrere ausverkaufte Clubtourneen absolviert, auf dem Kontinent brillierte er unter anderem als Support von Corinne Bailey Rae und Gavin De Graw. Zuletzt begeisterte er wieder in ganz Großbritannien das Publikum mit seiner neuen Band und neuen Songs aus seinem dritten Album, an dem er derzeit mit Steve Booker, dem Co-Autor des Songs „Mercy“ von Duffy, arbeitet. Ein Höhepunkt der Tour war ein ausverkauftes Konzert im berühmten „London Jazz Café“, einem Ort, in dem schon Richie Havens, Jose Feliciano und viele andere Größen konzertierten.
Unvergesslich geblieben ist auch Jacks Auftritt beim Montreux Jazz Festival im Auditorium Stravinski am16. Juli 2011. Nachdem er bereits zu Beginn des Festivals in einem kleinen Club gespielt hatte, lud ihn der Gründer und Leiter des Festivals, Claude Nobs, persönlich als Überraschungsgast zum großen Abschlusskonzert mit den britischen Hardrock-Veteranen Deep Purple ein. Jetzt, mit der Veröffentlichung von „Harder Than Easy“, darf man guten Gewissens Claude Nobs Bühnenansage an jenem denkwürdigen Abend im Juli zitieren: „We have the special pleasure of introducing to you Jack Savoretti.”
Am 24. Februar erscheint “Harder Than Easy”.
http://www.jacksavoretti.com/
Wilde Schneider

News / No Responses / by

Post Author: MMagazin

Schreibe einen Kommentar