Klaus Schulze´s Ex-Roadie Günter Schickert veröffentlicht Album


(MMB-intern) – Als Roadie und Assistent von Klaus Schulze kam Günter Schickert früh mit elektronischer Musik in Berührung. Er veröffentlichte in den 70ern zwei Alben bei Brain und Sky. “Überfällig” enthält von Klaus Schulze, Tangerine Dream etc. beeinflusste Psychedelik mit „kosmischem“ Touch: Lange Stücke mit kompliziert geschichteten rhythmisch-harmonischen Sequenzen, weite Echound Hallräume, ausgedehnte Improvisationen.

Die Musik: Von Klaus Schulze, Tangerine Dream etc. beeinflusste Psychedelik mit „kosmischem“ Touch: Lange Stücke mit kompliziert geschichteten rhythmisch-harmonischen Sequenzen, weite Echound Hallräume, ausgedehnte Improvisationen
– Erstmals erschienen 1979 auf Sky Records
– Linernotes von Asmus Tietchens
– erhältlich als CD, Download und 180g-Vinyl

Unmittelbar nach dem Aufbruch der neuen deutschen elektronischen Musik und nachdem sich deutlich zwei Richtungen (Düsseldorfer und Berliner Schule) herausgebildet hatten, begann auch Günter Schickert mit ersten musikalischen Versuchen.

1973 gründete er die Band GAM, die aber damals keinen Tonträger produzierte. Ein Jahr später brachte er jedoch in eigener Regie sein erstes Solo-Album „Samtvogel“ heraus, das kurz darauf vom Brain-Label als Wiederveröffentlichung übernommen wurde. Es sollten fünf Jahre vergehen, bevor Sky Records seine nächste und für viele Jahre letzte Platte „Überfällig“ veröffentlichte.

Dieses Album war in der Tat überfällig, weil Günter Schickert eine ganz eigentümliche und in die Zukunft weisende Musik entwickelt hatte, die im Konzert der deutschen Elektronik eine Sonderstellung einnahm. Trotz der deutlich erkennbaren Einflüsse durch die Musik der sogenannten Berliner Schule (Tangerine Dream, Ash Ra Temple etc.) ist Schickert alles andere als ein Trittbrettfahrer.

Vielmehr wurde er zu eigenen Ideen und bemerkenswerten klanglichen Weiterentwicklungen angeregt. Er betont ausdrücklich, dass er, anders als fast alle damaligen Kollegen, keine Synthesizer benutzt hat; seine Instrumente sind die E-Gitarre und das eigene Studio mit einer Mehrspur-Bandmaschine und einer komfortablen Peripherie von Effektgeräten.

Ähnliche Versuche hatten auch Manuel Göttsching („Inventions For Electric Guitar“) und Achim Reichel (AR & Machines: „Die Grüne Reise“) schon angestellt, ohne aber die Vielschichtigkeit ihrer Musik bis an die Grenze zur Mikro-Tonalität auszudehnen, wie es Schickert auf „Überfällig“ wagte. Damit rückt er mit einer ganz eigenen Minimalismus-Auffassung eher in Nähe von Steve Reich und Glen Branca, hat sich also von Klaus Schulze und Tangerine Dream weitestgehend emanzipiert.

Schickerts Einsatz konkreter Geräusche und sein völlig unabhängiges Arbeiten im eigenen Studio nahm eine Entwicklung vorweg, die erst in den 80ern beginnen sollte. So war das Album 1979 das Statement eines virtuosen Außenseiter-Gitarristen und Klang-Tüftlers, dessen musikalische Visionen den Erwartungshorizont eines potenziellen Publikums überschritten hatten, abseits vom elektronischen Mainstream. Und Günter Schickert war einer der Protagonisten, die von den äußeren Rändern her die weitere Entwicklung der experimentellen Popmusik voranbrachten. Die Wiederveröffentlichung von „Überfällig“ ist überfällig.
Asmus Tietchens

www.myspace.com/realguenterschickert

Bureau B

Post Author: MMagazin

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