Kultig! Ex-Kinks Ray Davies mit neuem Album


Mit THE KINKS schrieb RAY DAVIES  in den 60er Jahren Musikgeschichte, als Sänger und Songwriter hat er seitdem mit den größten Künstlern zusammengearbeitet. Jetzt erscheint mit SEE MY FRIENDS ein außergewöhnliches Album, auf dem Ray Davies gute Freunde und Weggefährten wie METALLICA, BRUCE SPRINGSTEEN, MANDO DIAO, AMY MACDONALD und viele andere ins Studio geladen hat, um mit ihm seine größten Hits der KINKS und Songs aus seiner Feder neu aufzunehmen. SEE MY FRIENDS erscheint am 05.11.2010.
Es ist zweifellos eines der spannendsten und außergewöhnlichsten Alben des Jahres: Ray Davies, der als einer der Väter des Brit-Pop gilt und mit The Kinks zur Legende wurde, ist eine Retrospektive seines kreativen Schaffens der letzten vier Jahrzehnte in einem neuen, anderen Soundgewand, gelungen: Alle Songs, darunter viele Klassiker der Kinks wurden neu arrangiert und zusammen mit dem Freundeskreis von Musikern neu interpretiert.
„Das Projekt kam mehr oder weniger durch Zufall zustanden“, so Davies, der für die Aufnahmen seinen Freunden rund um den Globus gefolgt ist. Zu den Highlights auf SEE MY FRIENDS gehören u.a. Songs wie Days und This Time Tomorrow mit Mumford & Sons, You Really Got Me mit Metallica und Lola mit Paloma Faith. Ray Davies Gedanke hinter dem Album war, „dass es als ein Ganzes funktioniert wenn man es durchhört, aber dennoch jeder Track für sich eine eigene Wirkung hat”.
Weblink: http://www.raydavies.de

Ray Davies hat mal wieder ein äußerst arbeitsreiches Jahr hinter sich. Schon vor der Fertigstellung von „See My Friends“, einer der spannendsten Albumveröffentlichungen einer Karriere, in der man derartige Meilensteine zuhauf findet, war er alles andere als untätig…
Zunächst absolvierte er eine Tournee durch Großbritannien und die Staaten, in deren Rahmen er solo auftrat und Akustiksets seiner größten Hits präsentierte. Im Vorprogramm traten dabei The 88 auf, eine junge Band aus Kalifornien, deren Mitglieder allesamt eingeschworene Kinks-Fans sind: Ihr „offizielles Vorspielen“ bei Davies sah so aus, dass sie diverse Kinks-Klassiker coverten und ihm diese Aufnahmen zukommen ließen. Dann trat er in Dänemark mit einem Orchester und einem Chor auf – eine Gelegenheit, für die Davies sogar einen Song aus der Versenkung holte, den er in den knapp 40 Jahren seit der Studioaufnahme noch nie live gespielt hatte: „The Way Love Used To Be“ vom „Percy“-Soundtrack aus dem Jahr 1971. Beim diesjährigen Glastonbury Festival stand er dann zusammen mit dem Crouch End Festival Chorus auf der großen „Pyramid Stage“ und wurde nicht nur vom Publikum gefeiert. Denn er nutzte diesen Auftritt zugleich, um dem ehemaligen Kinks-Bassisten Pete Quaife seinen Tribut zu zollen, nachdem dieser im Juni verstorben war. Quaife hatte zusammen mit Davies die Schulbank gedrückt, und der Tod des alten Freundes aus seiner Heimatstadt London war laut eigener Aussage „ein schwerer Verlust. Pete hatte damals den Mut, das alles einfach so an den Nagel zu hängen“, berichtet Davies über Quaifes Bandausstieg im Jahr 1968. Ein Schritt, für den er ihn noch heute bewundert: „Da gehört sehr viel Mumm dazu. Er hat uns damals buchstäblich den Rücken gekehrt und weg war er.“
Davies ist durch und durch ein Songwriter. Die Musik ist Teil seines Wesens, sie sitzt ihm geradezu in den Knochen. Was auch bedeutet, dass er sich wie ein kleiner Junge freut, wenn es darum geht, ein weiteres Werk in Angriff zu nehmen – wie beispielsweise das für einen Chor komponierte „Flatlands“, das er mit der Britten Sinfonia eingespielt hat; Inspirationsquelle seien „in diesem Fall englische Sagengeschichten“ gewesen, so der Autor klassisch-zeitloser Konzeptalben wie „The Village Green Preservation Society“ oder „Arthur“.
Zugleich bedeutet es, dass er neue Wege beschreiten kann, indem er sich durch die eigene Vergangenheit wühlt. Wer so viele Songs – so viele biegsame, lebendige, geniale und zeitlose Songs – wie Davies komponiert hat, findet definitiv genügend Material im eigenen Backkatalog, um sich daran reichlich zu bedienen…
Kommen wir also zu „See My Friends“: Ein Album, auf dem Davies Highlights seiner inzwischen 46 Jahre andauernden Karriere als Songwriter mit diversen grandiosen Künstlern neu interpretiert. Da wäre zum Beispiel ein Bruce Springsteen auf „Better Things“, Metallica, die ihn bei „You Really Got Me“ unterstützen, Mumford & Songs im Fall des Doppelpacks „Days/This Time Tomorrow“ oder Paloma Faith, die bei der Neuaufnahme von „Lola“ mitmacht – und dazu noch 10 weitere Kollaborationen, die diesen Beispielen in nichts nachstehen.
„Diese neue Platte ist gewissermaßen aus einem Zufall heraus entstanden“, berichtet Davies über „See My Friends“. „Ursprünglich hatte ich mich bloß mit einem anderen Künstler zusammengetan und damit begonnen, gemeinsam neue Songs zu schreiben. Einfach aus dem Grund, weil ich nie so richtig mit anderen Leuten im Studio war oder für andere Künstler Songs geschrieben habe. Los ging’s daher also mit der Idee einer Kollaboration: Ich wollte Songs für andere Musiker schreiben.“
Im Sommer 2009 nahm Davies dann zusammen mit Alex Chilton, dem einstigen Sänger von Big Star, eine neue Version von „Till The End Of The Day“ auf (vom dritten Studioalbum „The Kink Kontroversy“ aus dem Jahr 1965). Sie hatten sich kennen gelernt, als Davies seine Zelte in Chiltons Wahlheimat New Orleans aufgeschlagen hatte – und Chilton, der letzten März verstorben ist, zählte zu denjenigen Menschen, mit denen sich Davies richtig gut anfreundete, nachdem er 2004 bei einem Überfall auf offener Straße am Bein angeschossen worden war. So richtig an Dynamik gewann dieses neue Projekt jedoch erst, als sich Davies Ende letzten Jahres in New York City aufhielt…
„Ich hatte da einen großen Auftritt bei der Show anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Rock And Roll Hall Of Fame. Da hab ich dann auch Bruce Springsteen getroffen. Er sagte mir, dass er große Lust hätte, bei so einem Projekt mitzumachen. Wir wählten dann den Song ‘Better Things’ aus, der für The Kinks ein Riesenhit in den Staaten war, während sich die Absatzzahlen in England in Grenzen hielten. Und dann spielte ich an dem Abend noch ‘You Really Got Me’ und ‘All Day And All Of The Night’ zusammen mit Metallica. Damit ging das alles los…“
Davies hatte kein Problem damit, neue Versionen von derartigen Klassikern aufzunehmen. Seine musikalische Vergangenheit ist kein fremdes Land, zu dem er keinen Zutritt hätte; seine Songs keine heiligen Kühe, die es zu beschützen gilt. Im Gegenteil: Er brannte förmlich darauf, sich und sein Werk offen zu legen und zu sehen, was passiert, wenn andere Leute ihre Ideen und Interpretationen ins Spiel bringen. Dazu kommt, dass er bereit war, den Songs überallhin zu folgen, ganz gleich, wohin es ihn auch verschlagen sollte: über Dänemark nach Oslo, nach Deutschland und Belgien, um mit Metallica ins Studio zu gehen; nach New York für die Aufnahmen mit Jon Bon Jovi, nach New Jersey zu Bruce Springsteen oder Chicago, um bei Billy Corgan von den Smashing Pumpkins vorbeizuschauen – und schließlich wieder zurück in den Norden von London, um den Rest unter Dach und Fach zu bringen. „Diese Platte ist jetzt schon weit herumgekommen“, sagt er und lacht in sich hinein.
Auch wurde während der Arbeit kein Wert auf Etikette oder feste Regeln gelegt: Jackson Browne schaute während einer Europatour mit einer ziemlich ramponierten Gibson-Akustikgitarre vorbei; Paloma Faith hingegen brachte ihre ganze Band mit, und Frank Black war nach nur einem gemeinsam verbrachten Nachmittag schon wieder weg.
„Ich bin schon jemand, der gut mit anderen Leuten arbeiten kann. Ich habe für Musicals und fürs Theater gearbeitet. Ich habe den Eindruck, dass viele Kollegen meiner Zunft fast schon Angst davor haben, mit anderen Künstlern in Kontakt zu kommen. Sie fühlen sich davon eingeschüchtert. Sie und ihr Werk dürfen nicht bloßgestellt werden. Stattdessen gehen sie lieber auf Nummer sicher und setzen auf ihr eigenes Können und das Team, das sie kennen. Diese Angst vor dem Scheitern hat in meinem Kopf aus irgendeinem Grund keinen Platz.“
So begann ein reger Austausch zwischen Davies und den bereits erwähnten Künstlern aus den Staaten und Großbritannien. Manche davon waren Fans von Davies. Andere Namen landeten als Vorschläge auf seinem Tisch. Wieder andere kannte er schon seit Ewigkeiten. Springsteen zum Beispiel hatte er im Laufe der Jahre immer mal wieder getroffen, nur waren die beiden noch nie zusammen im Studio gewesen.
„Ich wollte gewissermaßen die Rolle eines Katalysators übernehmen und die Künstler dazu bringen, den jeweiligen Song auf eine bestimmte Art und Weise anzugehen, um mich dann in diesen Ansatz einzufinden. Bei ‘Better Things’ [vom 1981er Album „Give The People What They Want“] lief das jedoch etwas anders ab, weil der Gesang von Bruce und mir in dem Fall letztlich genau wie immer klingt. Besonders gut daran gefällt mir der neue Schluss, den ich mir für diese Version ausgedacht habe. Ich hatte das gar nicht erst mit Bruce besprochen; ich verlängerte die Schlusssequenz einfach, als wir uns die Instrumentalversion anhörten, damit wir gegen Ende noch genügend Luft hatten, um diesen Swing-Aspekt reinzubringen. Er ging jedoch sofort mit und legte eine grandiose Performance hin. Daher bin ich mit dem Ergebnis mehr als zufrieden.“
„Natürlich musste ich bei den neuen Versionen auch den jeweiligen Style der Gäste im Hinterkopf behalten, sonst hätten wir ja nie die richtige Balance finden können. Und dann war mir noch wichtig, dass das Album als Ganzes, als eine Einheit funktioniert, zugleich aber genügend Raum für die einzelnen Stücke bleibt, um sich darin richtig schön entfalten zu können.“
Ein Plan, der definitiv aufgegangen ist: Die Roots-Rock und Country-Sängerin Lucinda Williams haucht dem Song „A Long Way From Home“ (von „Lola vs. Powerman And The Moneygoround Part One“ aus dem Jahr 1970) mit der Unterstützung von The 88 „neues Leben, neue Energie“ ein, um es in Davies’ Worten zu sagen, während die Schottin Amy Macdonald die 1966 veröffentlichte Single „Dead End Street“ „mal eben in den aktuellen gesellschaftlichen Kontext transportiert. Soweit ich weiß hatte Amy noch nie zuvor auch nur einen einzigen Song außerhalb des Studios eingesungen, in dem sie normalerweise mit ihrem Manager arbeitet.“ Als Davies sie also in sein traditionsreiches Aufnahmestudio namens Konk im Norden von London einlud, „bedeutete das für sie eine vollkommen neue Erfahrung. Wir setzten uns zusammen hin, und da sie mit meiner Tonlage nicht so gut zurechtkam, nahm ich ein paar Änderungen vor, nahm dann eine erste Version zur Orientierung auf, und dazu sangen wir dann gemeinsam. Insofern gab es bei dieser Nummer also ganz andere Hürden, aber auch die konnten wir schließlich überwinden und eine großartige Version aufnehmen. Dazu kommt, dass ich in diesem Fall einen neuen Übergang komponiert habe, anstatt das alte Intro der Kinks-Version von ‘Dead End Street’ zu benutzen. Ich schrieb einen ganz neuen Part, der eher nach Swing klingt.“
Diese sehr freie Herangehensweise sei, fügt er hinzu, bezeichnend für das gesamte Album: „All die vermeintlich festen Vorstellungen, die ich hatte, hab ich einfach mal über den Haufen geworfen. Stattdessen konzentrierte ich mich darauf, die Arrangements so zu gestalten, dass sie zur jeweiligen Situation und zur jeweiligen Zusammenarbeit passten. Das ist übrigens noch so ein Punkt: Mir ging es definitiv nicht nur darum, irgendwelche Coverversionen aufzunehmen. Ich wollte eine ganz besondere Performance aus den Künstlern herauskitzeln“, sagt er und bezieht sich gleich im Anschluss auf Gary Lightbodys Version von „Tired Of Waiting For You“ (1965), für die Davies abermals die Tonlage, in diesem Fall die der Überleitung, ändern musste, um sie dem „leichten, fließenden Gesang“ des Snow-Patrol-Sängers anzupassen. „Immerhin fungierte ich zugleich auch als Produzent des Albums. Und ich wollte unbedingt verhindern, dass die Leute einfach nur ins Studio kommen und ihr Standardprogramm abziehen. Jeder Künstler sollte seine ganz eigene Interpretation mit mir finden und aufnehmen.“
Das wiederum bedeutete, dass nicht nur Davies das Sagen im Studio hatte; denn er hatte durchaus auch ein offenes Ohr für die Vorschläge der beteiligten Künstler. So zum Beispiel im Fall von The 88: Nachdem sie ihn bereits mit der Songauswahl für ihre „Präsentations-CD“ beeindruckt hatten – „Sie hatten da ein paar Stücke ausgegraben, die wohl nur die wenigsten Leute ausgewählt hätten und die ich selbst seit Ewigkeiten nicht gespielt hatte.“ –, steuern sie zu „See My Friends“ nun ihre Version von „David Watts“ (vom Album „Something Else“ aus dem Jahr 1967) bei, jenem Song also, vor dem sich The Jam bereits mit einer grandiosen Coverversion verneigt hatten. Darüber hinaus treten sie auch auf diversen anderen Tracks als Studiomusiker in Aktion.
Frank Black von den Pixies war es, der „die Tonlage wählen durfte“, als es darum ging, eine neue Version von „This Is Where I Belong“ (ursprünglich die B-Seite der Single „Face To Face“ von 1966) zu kreieren. „Außerdem hab ich es komplett ihm überlassen, in was für einem Style wir die Nummer aufnehmen. Auch hier war es am wichtigsten, die Sache einfach nur vollkommen unvoreingenommen anzugehen – und die Zügel mal ein wenig locker zu lassen.“
Ähnlich unvoreingenommen klingt auch die wunderschöne Neuinterpretation von „Waterloo Sunset“ (ebenfalls vom „Something Else“-Album), für die Davies mit Jackson Browne im Studio war – dem „überraschendsten Albumgast“, wie er über die Neuaufnahme dieser ultimativen London-Hymne zu berichten weiß. Zugleich ist das Stück ein weiterer Beweis dafür, dass Davies alles gegeben hat, um neue Ideen, neue Sounds und neue Erfahrungen zu kreieren. „Ich habe ein neues Gesangsarrangement um die Stimme von Jackson gestrickt. Und die Bridge – ‘every day I look at the world from my window’ – klingt jetzt vollkommen anders, wenn sie von uns beiden gesungen wird. Fast schon wie Musik aus Südamerika, aus Mexiko.“
Die Reise, die zu diesem Album geführt hat, war ungemein spannend, weltenbummlerisch lang, kaleidoskopisch angelegt und sie führte dabei oftmals in Regionen, die kaum ein Musiker zuvor bereist hat. Das Titelstück der LP, Ray Davies’ unschlagbare Vereinigung der Pole Ost und West aus dem Jahr 1965 – Pete Townsend soll einst gesagt haben, dass der Song innovativer sei als „Norwegian Wood“ von den Beatles –, entstand ursprünglich zwischen Mumbai und Muswell Hill; hier präsentiert er das Stück nun gemeinsam mit der Band Spoon aus Austin, die Davies beim diesjährigen SXSW kennen lernte.
„Ich muss sagen, dass die Künstler wirklich alles gegeben haben“, meint er anerkennend. „Richtig grandios sind die heimlichen Schätze, die wie aus dem Nichts auftauchten – Lucindas Song zum Beispiel, von dem viele Leute nicht einmal wissen, dass es sich dabei um ein Stück von The Kinks handelt. Und nun haben wir etwas ganz Neues daraus gemacht, indem wir den Track als Duett präsentieren. Der Song gehört ab sofort zur Hälfte ihr. Ich hoffe mal, dass sie das Stück nun auch in ihr eigenes Repertoire aufnimmt.“
„Überhaupt ist es das, was diese Platte ausmacht: Es sollte sich jedes Mal so anfühlen, als ob die Songs so oder so zum Repertoire der jeweiligen Künstler gehören würden. Damit meine ich also das Gegenteil von aufgezwungen.“
Was also nimmt Davies selbst mit von dieser Arbeit und der Erfahrung, „seine Freunde zu treffen“?
„Ich bin dadurch wieder an einem Punkt angelangt, an dem ich unbedingt neue Songs schreiben will“, sagt er abschließend und lächelt dabei. „Denn das ist nun mal mein Ding. Nichtsdestotrotz liebe ich diesen Ansatz und diesen Prozess, Songs mit anderen Leuten neu zu interpretieren. Es ist ein Prozess, bei dem man laufend neue Entdeckungen macht.“
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Post Author: MMagazin

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