Nah dran – das neue Album von Hannes Wader zum 70sten


(MMB-intern) – Hannes Wader ist eine Legende – schon jetzt. Viele seiner Lieder sind Allgemeingut geworden, werden von Generation zu Generation weitergegeben und immer wieder neu gesungen. Jetzt, kurz nach seinem 70. Geburtstag, erscheint endlich – nach einer langen Zeit von sechs Jahren – eine neue CD mit neuen Liedern von Hannes Wader: Nah dran.

Das Warten hat sich gelohnt. Das Album ist ausgereift und abwechslungsreich, hat Groove, Humor und Haltung. Vom Lied, vom Folksong, von Country und Reggae, vom deutschen Volkslied bis hin zum französischen Valse-Musette: hier fließt an musikalischen Stilen vieles zusammen, um der Vielfalt der Lieder und ihrer Texte gerecht zu werden.

Das Ensemble an hervorragenden Musikern, das Hannes Wader bei dieser Produktion unterstützt (u.a. Jo Barnikel, Nils Tuxen, Benjamin Hüllenkremer), macht das Ganze perfekt. Man spürt die Harmonie und das Verständnis. Man hört, dass die Musik dadurch wahr wird und lebt.

Im Eingangslied Dass wir so lang leben dürfen heißt es: „Stark wie Eichen, die nicht weichen, zart wie Seerosen auf Teichen.“ Diese Metapher trifft sehr genau das, was Hannes Waders Liedkunst ausmacht.

Sie ist ungebeugt und kraftvoll, aber auch zart und zerbrechlich. Auch auf diesem Album. Ob in Der Drache Bilder aus Waders eigener Kindheit auftauchen oder ob mit Boulevard St. Martin der Widerstandskämpfer Peter Gingold geehrt und ein Zeichen gegen das Vergessen gesetzt wird, immer strahlt Klarheit und Liebe aus den Worten, hat seine Stimme Kraft und Schönheit. Eine ebenso gefühlvolle wie zärtliche Hommage an den im vergangenen Jahr verstorbenen Kollegen Franz Josef Degenhardt findet sich in dem musikalischen Nachruf Alter Freund. Das Degenhardt-Lied Jeder Traum geht dieser berührenden Ehrung des alten Weggefährten voraus. Genau so behutsam und umsichtig wurden die weltbekannten Songs von Pete Seeger, Tom Paxton und Jacques Prévert von Hannes Wader mit eigenen deutschen Texten versehen – und dadurch auch zu eigenen Liedern.

Auch der Wader-typische schwarz-trockene Humor kommt auf diesem Album nicht zu kurz. Im Titellied schildert der Sänger seine – zum Teil selbst gemachten – Erfahrungen bei Kennenlernen des weiblichen Geschlechts (was davon tatsächlich biographisch ist, überlässt er freilich der Phantasie des Hörers) und macht daraus einen vor Komik strotzenden Reggae. Wortwitz und Ironie werden hier zu großer Kunst. Ähnlich wie in Mahlzeit, wobei man allerdings darauf achten sollte, dass einem beim Lachen nicht der sprichwörtliche Bissen im Schlund stecken bleibt. Sogar den Gedanken an das eigene Ende verpackt der Künstler im Lied vom Tod in ein augenzwinkerndes episches Vermächtnis. Übrigens sein Zweites nach dem Kleinen Testament aus dem Jahr 1976. Mit seinem neuen Album Nah dran ist Hannes Wader auf der Höhe der Zeit und geht weiter – ungeachtet aller Trends und Moden – seinen eigenen Weg. Mit Liedern, die (wie von ihm gewohnt) lange halten werden – und von denen man manche nie mehr vergisst.

www.hanneswader.com

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Post Author: MMagazin

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